Romance Scam – auch Love Scamming genannt – und verwandte Formen der Ausbeutung durch vermeintlich Partnersuchende geschehen leider immer häufiger. Dieser Artikel handelt weder von Webdesign noch von EDV Beratung, es geht um die Liebe und wie diese schamlos ausgenutzt wird um Menschen auf der Suche nach einer Partnerschaft auszubeuten.

Über Scam wie es ihn schon lange gibt, habe ich schon in einem  >> Artikel zu 419 Scam geschrieben. Die Geschichte eines Bekannten hat mich veranlasst diesen hier zu schreiben.

Hier seine Geschichte – nennen wir ihn Dr. Hans.

Romance Scam – die Zielgruppe

Dr. Hans fällt genau in die Zielgruppe für Romance Scamming – die sieht wie folgt aus:

  • – über 40
  • – gut situiert
  • – möglichst frisch geschieden oder aus einer Beziehung
  • – Soziales Netzwerk mit Profil, in dem man diese Info findet
  • – außer in sozialen Netzwerken nicht wirklich Netzaffin
  • – nicht viel Freizeit, generell nicht Medienaffin, Bücher statt TV
  • – keine oder erwachsene Kinder

Ob Mann oder Frau spielt dabei keine Rolle, wir sind alle anfällig für Liebe. Was ist unserem Dr. Hans nun bei seiner Romance Scam Attacke passiert?

Romance Scam – Der Anfang der Geschichte von Dr. Hans

Er bekommt auf Facebook eine Nachricht von einer gewissen Emma. Sie schreibt ihn angeblich aus versehen an, es entwickelt sich aber ein Chat in dem beide feststellen, dass sie beide gerade eine Beziehung beendet haben und das ganze hat den Anschein man leiht sich gegenseitig ein Ohr um ein wenig darüber reden zu können. Die beiden werden Freunde auf Facebook.

Emma gibt übrigens nicht vor arm oder was auch immer zu sein, ganz im Gegenteil. Sie stammt aus gutem Hause, alter spanischer Adel, große Familie, viel Geld, toller Job in den USA usw. – das ist gängige Praxis bei Romance Scam.

Auch Frauen sind Opfer von Romance Scam

Männer die Frauen auf diese Weise in ihr Netz ziehen wollen geben meistens vor in wichtigen Positionen im Ölgeschäft oder beim US-Militär zu sein. Emma ist angeblich Journalistin und ständig unterwegs.

Sie tauschen Telefonnummern aus – Emma hat sogar eine österreichische Handynummer,  Dr. Hans schöpft keinen Verdacht. Er findet sie nur zauberhaft. Die Bilder auf ihrem Profil auf Facebook zeigen sie nicht wirklich, aber sie hat ihm ja eines per Instant Message geschickt, das hat ihn einfach umgehauen.

Ein wenig stört ihn, dass Emma ihm nicht genau sagen will wo sie eigentlich zu Hause ist in Österreich, er würde sich ja so gerne treffen mit ihr. Das mag Emma noch nicht. Ihre Familie ist allzu prominent und außerdem ist sie kaum da und hat schlechte Erfahrungen gemacht, bla, bla, bla.

Wer steckt hinter Emma?

Romance Scam Betreiber treffen sich nie – machen Sie sich keine Hoffnungen, das passiert nicht und die Bilder sind ohnehin falsch. Sie haben es wahrscheinlich mit einer Dame aus Afrika (Nigeria Love Scams) oder Südostasien zu tun. Sprachlich lässt sich immer ein Akzent hören, im Normalfall sind die Sprachkenntnisse aber nahezu perfekt in Deutsch oder Englisch.

Die Österreichische Mobilfunknummer stellt kein Problem dar – Österreich ist eines der letzten Länder in Europa, die es erlauben völlig anonym eine Prepaid-Simkarte zu kaufen – ideal für jeden Scammer. Opfern aus Deutschland wird genau aus diesem Grund häufig ein Wohnort in Österreich vorgegaukelt. Haben Sie erst die Nummer, können die Romance Scam Verbrecher von überall aus darüber routen.

Wie geht es weiter?

Scam Emma und Dr. Hans telefonieren viel und lange via Skype oder Telefon. Sie erzählt von ihrem aufregenden Leben als Journalistin und hört Dr. Hans aufmerksam zu, wenn er von seinem Leben erzählt. Eines schönen Tages ist Emmas Facebook Profil plötzlich gelöscht. Der Hintergrung ist, dass wahrscheinlich ein anderes Opfer sich erdreistet hat seinen Unmut dort kundzutun. Dr. Hans findet das nicht schön und fragt Emma – sie beruhigt ihn und erzählt eine Räuberpistole von einem Stalker. Außerdem schickt sie neue Bilder. Sie hat auch eine Bitte an ihn, sie erwartet nämlich ein Päckchen, kann das aber nicht entgegennehmen, weil sie ja im Ausland ist. So fragt sie den Doktor, ob er das entgegennehmen kann und ihr nach Nigeria senden, wo sie gerade eine Reportage macht. Natürlich sagte er zu.

Pakete weiter senden – wo ist das Problem?

Das Problem ist, dass dieses Paket wahrscheinlich mit einer gestohlenen Kreditkarte bezahlt wurde. Da der Dieb es sich ja schlecht selbst schicken kann und er jemanden braucht, der das ganze in Empfang nimmt, passt das gut. Für Dr. Hans könnte das richtige Probleme geben, da er ja der Empfänger der unrechtmäßig erworbenen Ware wäre.

In diesem Fall kam aber kein Paket und Emma meinte dann nur, dass sich die Sache erledigt hat. Glück in diesem Fall für Dr. Hans.

SENDEN SIE KEINE PAKETE WEITER FÜR NETZBEKANNTSCHAFTEN!!!

Emma in Schwierigkeiten

Jetzt wird es haarig. Emma wurde ausgeraubt. Aus einem Internet-Cafe in Nigeria meldet sie sich bei Dr. Hans und schildert unter Tränen ihre missliche Lage. Sie braucht zumindest das Geld für das Flugticket nach Wien, da sie sonst in Nigeria fest säße. Sehr viele Scammer kommen aus Nigeria, alleine bei der Erwähnung dieses Landes sollten Sie aufhorchen. Dr. Hans ist besorgt, erschüttert und zweifelt nicht eine Sekunde an der Authentizität ihrer Nachricht. Das er bis dato nicht einmal ihre Email Adresse hat, macht ihn nicht stutzig. Er geht zum nächsten Postamt, ignoriert die Warnung des Postbeamten und sendet ca. 1.000 € per Western Union nach Nigeria. Perfekt. Emma hat ja ohnehin versprochen, das Geld zurück zu geben, wenn sie sich dann endlich treffen würden. Er will sie ja sogar vom Flughafen in Wien abholen…

Wir wissen, dass das jetzt nicht passiert, oder? Richtig, Emma muss nämlich nun doch nach Frankfurt, weil eine andere Story es erforderlich macht von dort nach Südamerika zu fliegen. Dr. Hans wird zunächst ein wenig stutzig, weil selbst ihm nicht klar ist, wie man, nachdem man ausgeraubt wurde sofort wieder bereit für den nächsten Job ist. Emma  erklärte ihm, die Kollegen haben alles für sie schon besorgt.

Dann war Pause. Ein paar kurze Telefonate via Skype, ein paar Nachrichten – vorher waren es etwa 1000 im Monat – aber nicht wirklich was. Emma klingt unglücklich am Telefon. Dr. Hans bohrt nach und hört eine traurige Geschichte von einem tragischen Unfall in der Familie… und ja, man braucht wieder Geld. Emmas Eltern sind bei einem Unfall im Ausland schwer verletzt worden, man muss sie schnell nach Hause fliegen und da sie gerade in Spanien sind und selbst keine Zahlung tätigen können, der Flieger aber bar bezahlt werden muss, würden sie nur die Kleinigkeit von 3.000 € brauchen, gesendet per Expressüberweisung an eine Kontonummer in Spanien. Dr. Hans schickt wieder Geld.

Auch Kein Geld weitersenden!!!

Neben der Weiterleitung von Paketen ist auch die Weiterleitung von Schecks und Überweisungen eine beliebte „Bitte“, die den Verliebten vorgetragen wird. Es handelt sich dabei auch um betrügerisch ergattertes Geld, also tun Sie es nicht! In unserem Fall erhält das Geld von Dr. Hans ziemlich sicher ein anderes Opfer des Romance Scam, der es wahrscheinlich brav nach Nigeria weitergibt – per Western Union versteht sich, das kann man nämlich nicht zurück überweisen lassen.

Nach der letzten Zahlung war Dr. Hans seine Emma endlich los, er hat nie wieder was von ihr gehört und mir erst neulich bei einem Bier, zutiefst traurig die Sache geschildert. Er machte sich sogar noch Sorgen um die Dame. Ich habe ihn dann gefragt, ob er von Romance Scam schon einmal gehört hätte. Bei meiner Schilderung erkannte er alle möglichen Parallelen zu seinem Fall und schließlich hat er mir auch erzählt wie viel ihn das ganze gekostet hat. Seine 4.000 € hätte er nun doch lieber für andere Dinge ausgegeben – außerdem ist ihm die Angelegenheit ungemein peinlich. Lauthals lachen musste ich (es war einige Biere später und wir waren über die Trauer hinweg – also bitte keine Unterstellung, dass ich hier kaltherzig gewesen wäre!), als er mir die Bilder von seiner Emma zeigte, das waren nämlich welche von Laetitia Casta… Dr. Hans hat was gelernt, und ich hoffe der eine oder die andere beim Lesen dieses Artikels hier auch.

Noch ein Tip, wenn Sie einen Scammer aufdecken, geben Sie ihm oder ihr keine Informationen wie sie das gemacht haben. Jeden Fehler den Sie aufzeigen, wird er oder sie beim nächsten Mal nicht mehr machen!

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